Interview mit einem Fahrlehrer

Aus dem Alltag eines Fahrlehrers – im Gespräch mit Thorsten einem langjährigen Fahrlehrer im Raum München

Manchmal ist das Leben nicht komplett geradlinig sondern passiert in Wellen. Die Entscheidung Fahrlehrer zu werden ist oftmals eine Idee die nicht von heute auf morgen entsteht sondern einen Gewissen Entstehungsprozess erfordert.

Viele stellen sich oft die Frage wie der Alltag eines Fahrlehrers ist. Mit diesem Interview möchten wir euch dem ganzen Thema realistisch und hautnah näher bringen.

Thorsten ist seit über 20 Jahren Fahrlehrer der Klasse BE und in der Region München tätig. Im unserem Fahrlehrerschmiede-Interview spricht der 53-jährige über den Beruf des Fahrlehrers.

Frage: Wie läuft so ein typischer Tag eines Fahrlehrers denn überhaupt ab? 

Thorsten E.: Als Fahrlehrer darf man pro Tag maximal 11x 45 Minuten praktische Fahrstunden und 2x 45 Minuten Theorieunterricht geben. Ich starte in der Regel um 08:30 Uhr an der Fahrschule mit dem ersten 90 Minuten Block mit einem Fahrschüler. Je nachdem wo der Fahrschüler wohnt, hole ich ihn aber auch schon mal zu Hause ab. Wenn es auf meinem Arbeitsweg liegt. Ich starte gerne recht früh in den Tag, ich habe aber auch Kollegen die erst am späten Vormittag in die Arbeit kommen. Bei uns in der Fahrschule ist es üblich, mindestens 90 Minuten mit einem Schüler zu fahren. Dadurch habe ich auch weniger Wechsel und kann intensiver mit einer Person zusammenarbeiten. Nach den ersten beiden 90 Minuten Blöcken hintereinander mache ich um 11:30 meine erste Pause und gehe Mittagessen oder gerne auch mal ins Gym. Um 13:00 Uhr fahre ich dann weiter mit dem nächsten Fahrschüler. Entweder für 90 Minuten oder auch mal die Sonderfahrten zum Beispiel die Überland und Autobahnfahrt 135 Minuten am Stück. Diese Fahrten mache ich am frühen Nachmittag besonders gerne, weil hier meistens wenig Verkehr auf den Straßen ist. Danach mache ich entweder mit dem Fahrschüler zusammen oder allein in der Fahrschule meine Kaffeepause und unterhalte mich mit Kollegen und den Mädls im Büro. Danach fahre ich nochmal 2x 90 Minuten mit zwei verschiedenen Fahrschülern. Am liebsten lege ich mir die Stunden so, dass ich zwei unterschiedliche Lerninhalte zu vermitteln habe. So wird mein Alltag nie langweilig und bereitet mir auch nach vielen Jahren noch sehr viel Spaß. 

Frage: Vielen Dank für den ausführlichen Einblick in deinen Alltag. Erlaube mir noch weitere Fragen dazu zu stellen.  Läuft jeder deiner Arbeitstage immer nach diesem Muster ab? 

Thorsten E.: Nein. In der Regel sind meine Kernarbeitszeiten von 08:30 bis 17:30 Uhr. Allerdings habe ich auch Wochen, in denen ich 1-2 Nachtfahrten habe und Theorieunterricht halte. Der Theorieunterricht ist in unserer Fahrschule immer von 18:30 bis 20:00 Uhr immer dienstags und donnerstags. Wir wechseln uns ab, somit ist jeder mal dran mit dem Theorieunterricht. Die Nachtfahrten allerdings sind gerade in den Sommermonaten recht spät und schränken meine Freizeitaktivitäten im Sommer doch manchmal ein. So kommt es im Hochsommer vor, dass sie Nachtfahrten erst nach 21:00 Uhr gestartet werden können. Ich genieße aber schon, dass ich dann an den Tagen nach den Nachtfahrten vormittags Zeit habe Erledigungen zu machen und auch mal an den See zu gehen. Die praktischen Prüfungen sind bei uns immer Donnerstags. Die erste Fahrt startet immer um 07:20 beim TÜV in Unterhaching. An den Prüfungstagen muss ich flexibel bleiben, da man einen gewissen Puffer braucht, wenn die Prüfung davor z.B. nicht bestanden wird.  

Fahrlehrer Gehalt

Frage: Welche sonstigen Arbeiten leistest du neben den Fahrstunden noch? 

Berufsgenossenschaft

Frage: Arbeitest Du auch Samstags? 

Thorsten E.: Samstags arbeiten ist bei uns in der Fahrschule freiwillig. Ich Arbeit ein der Regel Montag bis Freitag. Allerdings ist meine Tochter nur jedes zweites Wochenende bei mir. Die Gelegenheit auch Samstags arbeiten zu können und dadurch meine Tochter mehr ermöglichen zu können nutze ich aber sehr gerne. Dann teile ich mir die Samstage so ein, dass ich nur gute Schüler habe. Ich mache dann meistens Überlandfahrten und genieße das Alpenpanorama von Beifahrersitz aus.

Frage: Wer teilt deine Fahrstunden ein? 

Thorsten E.: Bei uns in der Fahrschule gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder lässt man sich den Kalender direkt von der Verwaltung einteilen oder man nutzt ein Verwaltungsprogramm bei dem die Fahrschüler direkt anfragen und ich dann ihre Termine bestätigen.  Diese Variante ist für mich perfekt. Ich habe selbst kaum Planungsaufwand kann aber selber entscheiden, ob ich dem Schüler jetzt ich diese Stunde geben möchte oder nicht. 

Frage: Was macht dir mehr Spaß Theorie oder Praxis?  

Thorsten E.: Puh, das fällt mir schwer aus dem Bauch raus zu beantworten. 
Mir macht beides Spaß, in der Praxis liegt der Fokus stärker auf der individuellen Förderung des Fahrschülers und dass man gemeinsam dem Ziel Führerschein so effizient wie möglich näher kommt. 

Im Theorieunterricht liegt der Fokus natürlich stärker darauf eine Ganze Gruppe von Personen unterrichten zu können. 

Ich bin sehr froh, dass ich als Fahrlehrer beides unterrichten darf. 

Frage: Ist das Ausbilden nach so vielen Jahren nicht irgendwann langweilig?

Thorsten E.: Nein im Gegenteil. Ich bin zwar nicht mehr im gleichen Alter wie meinen Kunden, ich bleibe aber immer am Zahn der Zeit. Die Fahrschüler vertrauen einem so viel während der Fahrstunden an und man wird ein wichtiger Bestandteil ihres Erwachsenenwerdens. Ich glaube wenn man immer mit jungen Menschen zu tun hat bleibt man selber jung. Jugendsprache beherrsche ich auf jeden Fall (lacht) und wenn man sich so manchen Kollegen ansieht, der das Renteneintrittsalter schon überschritten haben, sind sie oftmals ganz schön jungblieben und man sieht ohne ihr Alter gar nicht an.

Frage: Was ist das schönste an deiner Tätigkeit? 

Thorsten E.: Das schönste ist es wenn der Plan aufgeht und der Fahrschüler die Prüfung beim ersten Anlauf besteht. Was mir auch immer große Freude bereitet, ist es Fahrschüler nach vielen Jahren auf der Straße wieder zutreffen und stolz zu erfahren, dass gute Autofahrer aus ihnen geworden sind!

Frage: Was ist das unschönste an der Tätigkeit des Fahrlehrers? 

Thorsten E.: Das unschönste für mich ist, dass ich nach all den Jahren immer noch während den Prüfungsfahrten mindestens genauso aufgeregt wie meine Fahrschüler bin. Eine nichtbestandene Prüfungsfahrt schlägt bei mir so stark auf mein Gemüt, dass ich den ganzen weiteren Tag schlecht gelaunt bin. Das ist dann schon manchmal etwas belastend für meine Mitmenschen (lacht).

Frage: Butter bei die Fische  – Was verdienst Du als angestellter Fahrlehrer pro Monat? 

Thorsten E.: Mittlerweile kann man sich wirklich nicht beschweren. Als ich als Fahrlehrer angefangen habe habe ich damals circa 9 Euro brutto auf 45 Minuten verdient. Da musste man ganz schön buckeln, um auf sein Geld zu kommen. Heutzutage verdient man zwischen 23 – 28 Euro auf 45 Minuten brutto.

Ich bekomme pro 45 Minuten Fahrstunde 26 Euro und für jede  Stunde Theorieunterricht 28 Euro. Für Prüfungsfahrten erhalte ich 55 Euro. 

Ich arbeite in der Regel 10 Fahrstunden pro Tag (Montag bis Freitag) sowie jeden zweiten Samstag. Ich verdiene damit brutto monatlich zwischen 5500 oder 6000 Euro.